Die Legende der Winterschwestern
Vor langer Zeit gab es zwei Winter: Die Große Winterschwester und die Kleine Winterschwester. Die Große Winterschwester brachte die Unwetter mit, die Stürme, das Schneetreiben und die bitterkalten Nächte. Das war der raue, grausame Winter. Die Kleine Winterschwester, das waren die zugefrorenen Seen, die Schneeballschlachten, die Schlittenfahrten, der Wintermarkt und das Julfest. Das war der sanfte, freundliche Winter. Die ganze kalte Jahreszeit über zogen die Große und die Kleine Schwester von einem Dorf zum nächsten, sie streiften Hand in Hand durch den Wald und die Taiga.
Sie ergänzten einander und wechselten sich ab, bis sie schließlich in den Hohen Norden abreisten, um erst wieder im folgenden Jahr zurückzukehren. Doch eines Tages verschwand die Kleine Schwester auf einmal, und niemand wusste warum. Die Große Schwester suchte den ganzen Winter über nach ihr, konnte sie aber nicht finden. Und sie sucht und sucht, und seither sind alle Winter gleich. Der Wind heult und wirbelt Schnee durch die Luft. Es herrscht eine klirrende Kälte, und der Frost kracht.
In einer Welt aus Eis und Schnee
Der Winter hat gerade erst begonnen, und draußen herrscht eine Eiseskälte. Da wird aus Nebeldorf eine große Menge Brennholz gestohlen. Das müssen die Trolle gewesen sein, sind sich die Bewohner und Bewohnerinnen sicher. Ragnar, der Onkel von Waisenjunge Alfred, möchte dem auf den Grund gehen und macht sich auf den Weg zu den Trollen, um das Diebesgut zurückzuholen. Da aber die Große Winterschwester gerade ordentlich tobt, schickt die Seherin Frid ihm Alfred hinterher.
Und tatsächlich gerät Ragnar bei einem Schneesturm in die Fänge der Großen Winterschwester, die ihn entführt. Alfred beschließt die Kleine Winterschwester zu finden; denn nur sie kann dabei helfen, ihre Schwester wieder zur Vernunft zu bringen. Ein Wettlauf gegen Schnee, Eis und die Zeit beginnt, bei dem Alfred von einer geheimnisvollen Füchsin und ihren merkwürdigen Zaubern begleitet wird…
Die Winterschwestern
Mit „Die Winterschwestern“* entführt Jolan C. Bertrand in ein fantastisches Abenteuer mit einer von Schnee gepuderten Atmosphäre, voller Magie sowie Legenden aus der nordischen Mythologie. Und schafft es in einer harmonischen Balance neben Traditionellem Themen wie Identität, Depressionen, Angst und Ökologie mit so viel Wärme einfließen zu lassen. Und auch die Illustrationen von Chevalier Gambette vermögen nicht nur der eisigen Kulisse Leben einzuhauchen, sondern setzen eine Prise an Zauber obendrauf. Eine wirklich wundervolle Mischung, die ideal zum Lesen sowie Vorlesen an kalten Wintertagen ist. Am besten mit einem heißen Getränk genießen.
Eure Janet
